HDTV – Am Sonntag startet HD+

Viele Jahre galt RTL als nur wenig technisch innovativ. Ob nun 16:9 oder Dolby Digital – bei vielen technischen Veränderungen der Fernsehwelt hinkte RTL meist hinterher. Doch jetzt kann sich RTL rühmen, der Zeit auch einmal etwas voraus zu sein. Denn ab dem 1. November starten RTL HD und VOX HD offiziell via Astra 19.2° Ost in HDTV – noch vor dem HDTV-Start der Öffentlich-Rechtlichen Sender Anfang 2010.

Auf dem Satellitensystem Astra 19,2 Grad Ost werden die Programme „RTL HD“ und „VOX HD“ auf der Frequenz 10832 MHz H (SR 22.000, FEC 2/3, DVB-S2, 8-PSK) ausgestrahlt. Auf den Sendern sollen ab November zunächst US-Serien wie z.B. „Dr. House“ (RTL), „Bones“ (RTL), „Monk“ (RTL), „CSI: Den Tätern auf der Spur“ (RTL) oder CSI: NY“ (VOX) sowie Kinohighlights wie „Stirb langsam 4.0“ (RTL am 1.11.) in nativem HDTV (1080i) zu sehen sein. Für 2010 verspricht RTL außerdem Live-Sendungen wie RTL Aktuell sowie Sportevents wie die Formel 1 und die Fußball-WM in HDTV. Der Rest des Programms wird von PAL auf 1080i hochskaliert.

RTL macht es seinen Zuschauern nicht leicht, die Programme auch wirklich in HDTV erleben zu können. Denn beide Sender werden verschlüsselt ausgestrahlt. Das ist im Ausland bereits seit Jahren durchaus üblich und technisch eigentlich auch kein Problem, weil es einen sogar aktiv von der EU unterstützen CI-Standard gibt, der es ermöglicht, mit Hilfe von Modulen verschlüsselte TV-Programme in den meisten auf dem Markt erhältlichen HDTV-Receivern empfangen zu können.
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RTL und der Satellitenbetreiber Astra haben allerdings andere Pläne: Die neue Plattform HD+, über die die HDTV-RTL-Sender ausgestrahlt werden, erfordert spezielle Receiver für den Empfang mit neuen technischen Spezifikationen oder eine Nachrüstung vorhandener Receiver. Nutzer des HDTV-Angebots von HD+ sollen in Zukunft für den Empfang der verschlüsselten Programme der deutschen Privatsender außerdem eine „Servicepauschale“ zahlen. Im ersten Jahr ist HD+ noch kostenlos. Danach verlangt Astra für eine Verlängerung 50 EUR pro Jahr. Astra vermarktet HD+ als Prepaid-Angebot. Ein Abo-Vertrag muss nicht abgeschlossen werden. Nach einem Jahr soll eine Verlängerung via Internet auf www.hd-plus.de, über eine Servicehotline von HD+ oder im Handel möglich sein. Alternativ steht Benutzern voraussichtlich ab Herbst 2009 auch die Möglichkeit offen, im Handel eine neue Karte zu erwerben.

Im Januar sollen die ProSiebenSat.1-Sender „ProSieben HD“, „Sat.1 HD“ und „kabel eins HD“ das HD+ Angebot ergänzen. „ProSieben HD“ und „Sat.1 HD“ wurden bereits bis Anfang 2008 auf Astra in HDTV ausgestrahlt – damals allerdings noch unverschlüsselt. Die Sender sehen heute die Notwendigkeit zur Verschlüsselung, da sie u.a. das Überspringen von Werbeblöcken in Aufnahmen gerne unterbinden möchten. Und das ist nur mit veränderten Receivern möglich, bei denen die Sender die Möglichkeit haben, das Vor- und Zurückspulen technisch zu unterbinden, in dem diese „Trick Modes“ deaktiviert werden.

Für den Empfang des Angebots von HD+ sind entweder ein spezieller HDTV-Receiver oder Module erforderlich. Die für ein Jahr frei nutzbare Smartcard für die Entschlüsselung der Programme von HD+ soll bei den HD+ Receivern direkt mitgeliefert werden. Bis Ende 2009 sollen laut Astra sechs HD+ Receiver von Humax, Technisat, Technotrend Görler und Videoweb auf den Markt kommen (siehe unten).

Der voraussichtlich einzige für den Empfang von HD+ geeignete Receiver, der zum Start am 1. November bereits HD+ empfangen kann, ist der bereits seit Ende 2008 im Handel erhältliche Humax HD Fox – ein simpel ausgestatteter Receiver ohne Aufnahmefunktion mit integriertem Kartenslot. Dieser Receiver hat kurz vor dem Start von HD+ ein Software-Update erhalten, welches den Empfang ermöglicht. Beim Update soll es aber teilweise Probleme geben. Die erforderliche Smartcard soll über die kostenfreie Rufnummer 0800 1008790 sowie ab 1. November unter www.myhumax.de unter Angabe der Receiver-Serien-Nummer nachbestellt werden können.

Zusätzlich sollen Fernseher u.a. von Loewe, Metz, Samsung und Sony, die über einen integrierten HDTV-Sat-Receiver sowie eine CI Plus-Schnittstelle verfügen, für den Empfang von HD+ geeignet sein. Entsprechende Module sind aber erst für das 1. Quartal 2010 geplant.

Einige Hersteller von HDTV-Receivern mit der herkömmlichen CI-Schnittstelle wollen auch sogenannte „Legacy“-Mdoule anbieten, die den Empfang von HD+ auch auf älteren Receivern erlauben. Das erfordert allerdings von den Herstellern Software-Anpassungen, um auch die von den Sendern gewünschten Restriktionen umsetzen zu können. Wann genau die „Legacy“-CI-Module für HDTV-Receiver u.a. von TechniSat, Humax, Kathrein, Comag und Inverto, erhältlich sein sollen, ist noch offen, laut HD+ werden diese aufgrund der komplexeren technischen Anpassungen möglicherweise noch später als die CI+ Module erhältlich sein.

Bislang außen vor bleiben auch Pay TV-Kunden von Sky, die über ihre HDTV-Receiver bislang noch nicht HD+ empfangen können. Astra und Sky wollen dieses Problem aber beheben und beabsichtigen, dass zukünftig jeder Sky-Kunde das Programmangebot von HD+ empfangen kann.

Offiziell wird HD+ in Österreich und der Schweiz nicht angeboten. Wie Astra erklärt, soll die Vermarktung von HD+ zunächst auf Deutschland beschränkt sein. Das ist aus Perspektive der Privatsender durchaus konsequent, da diese spezielle Werbefenster für Österreich und die Schweiz betreiben und über HD+ nur die deutsche Werbung ausgestrahlt wird. Gerade weil die Vermarktung von HD+ ganz ohne vertragliche Bindung, eine Registrierung oder ein Abonnement durchgeführt werden soll, wird es sich aber nicht verhindern lassen, dass die Receiver und Karten auch ihren Weg nach Österreich und die Schweiz finden werden. Und in Anbetracht der Hürden, die RTL und Astra den Zuschauern in den Weg legen, wird man wahrscheinlich insgeheim über jeden Kunden froh sein können, der HD+ überhaupt sehen will.

Quelle: areadvd.de

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